04.12.2010
Mit Bildung aus der Armut
»Abraham, Abraham«, schreien die Kinder begeistert und rennen den technischen Leiter des SODI-Trockentoilettenprojektes auf seinem Weg zur Baustelle fast um. Abraham Simon ist für viele Kinder in den Wellblechhüttensiedlungen Otjiwarongos ein großes Vorbild. Er ist einer von ihnen und er hat es geschafft. Er hat einen festen Job mit regelmäßigem Einkommen und er kann was, nämlich Toiletten bauen.
In Namibia sind über 50 Prozent der Erwachsenen arbeitslos. Viele Familien sind finanziell abhängig von der Rente der Großeltern. Besonders hoch ist die Erwerbslosenrate jedoch unter Jugendlichen. Mangelnde Schulkenntnisse und fehlende Ausbildung sind dabei die größten Hemmnisse für eine Anstellung, die den Weg aus der Armut weist.
Das Schulsystem war früher vor allem auf die weiße Bevölkerungsminderheit ausgerichtet. Seit der Unabhängigkeit Namibias, im Jahr 1990, wurden jedoch Schulen für alle Kinder gebaut und weit reichende Reformen durchgeführt. Auch Abraham, der in bescheidenen Verhältnissen in der Nähe von Opuwa, im Norden Namibias, aufwuchs, konnte so eine Schule besuchen. Nach einer Maurerausbildung arbeitet er seit 2000 beim Trockentoilettenprojekt des Clay House Projects (CHP), SODIs namibischem Projektpartner.
Auch wenn in den vergangenen Jahren immer mehr Kinder die Schule besuchen konnten – die Einschulungsrate liegt derzeit bei über 90 Prozent –, sind die LehrerInnenausbildung und die Ausstattung der Schulen noch immer ungenügend. So liegt das namibische Bildungsniveau noch weit unter dem der Nachbarstaaten. Für viele Jugendliche reicht das in den Schulen vermittelte Wissen oft nicht aus, um anschließend einen Job zu finden. Da es in Namibia kaum ausgebildete Mathelehrer gibt, musste auch Abraham Mathematikgrundlagen in verschiedenen Fortbildungskursen bei seinem Arbeitgeber erlernen. Auch zukünftig wird das CHP diese Fortbildungsangebote leisten müssen, da in Namibia erst im Jahr 2012 Mathematik als Pflichtfach eingeführt werden soll.
Vor allem wegen seiner Fähigkeit Menschen zu führen, seines technischen Verständnisses und seiner Zuverlässigkeit hat sich Abraham in den letzten Jahren vom Vorarbeiter zum Co-Manager hochgearbeitet. Nun gibt er sein Wissen an die Lehrlinge des CHP weiter. Denn über die Qualifizierung der MitarbeiterInnen hinaus bildet das Trockentoilettenprojekt 50 Jugendliche und junge Erwachsene zu Baufachleuten aus. Die Jugendlichen erhalten mit dem Training die Chance auf eine Anstellung oder ein Einkommen aus selbstständiger Arbeit und tragen so zum Lebensunterhalt ihrer Familien bei.
Den Weg aus der Armut finden nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene durch die beruflichen Ausbildungsprogramme des Clay House Projects. Durch den Bau von Kindergärten tragen SODI und das CHP maßgeblich dazu bei, auch die frühkindliche Bildung zu fördern. Nur durch die so genannte Vorschule kann sichergestellt werden, dass alle Kinder Englisch, die Amtssprache Namibias, sprechen, wenn sie zur Schule kommen. Somit wird bereits hier der Grundstein für eine gute Schul- und spätere Berufsausbildung gelegt. Denn nur wer erfolgreich die Schule abschließt, kann eine feste Anstellung finden wie Abraham Simon. Viele Jungen und Mädchen werden ihm nacheifern, auch und gerade weil er weiter lernt und Karriere macht.
Zurück aus Afrika blickt der Verein Kids’ and Poors’ Eyes International e.V. auf einen erfolgreichen und interessanten Einsatz in Rundu/ Namibia im Grenzgebiet zu Angola zurück.
Zwei Schwerpunkte hatte der diesjährige Einsatz der sieben aktiven Mitglieder des Vereins im Kampf gegen vermeidbare Erblindungen in der zweiten Woche der rheinland-pfälzischen Herbstferien in dem afrikanischen Land, das den Deutschen aufgrund der Geschichte besonders verbunden ist:
Gemeinsam mit dem einheimischen Augenarzt Dr. Emmanuel Zhou operierten die beiden Augenärzte Dr. Andreas Künster und Dr. Thomas Schwarz vom Augenzentrum Mittelmosel täglich bis zu 60 mittellose, am grauen Star (Cataract) erblindete oder an grünem Star (Glaukom) schwer erkrankte Namibier kostenlos mit modernen Operationstechniken. Die Ärzte wurden dabei von den medizinischen Fachkräften Annette Kaiser, Regina Schwarz und Heike Seiberling unterstützt. Für ihren Einsatz wurden dem Team der OP-Trakt sowie zwei Krankenstationen des lokalen Krankenhauses zur Verfügung gestellt.
lk-re: Peter Platten, Vorsitzender Dr. Andreas Küster, VS Dr. Thomas Schwarz; Gruppenfoto mit Präsident Hifikepunye Pohamba
Erschreckend hoch war in diesem Jahr die Anzahl der zum Teil sehr jungen Patienten mit beidseitiger Erblindung. weiterlesen...
Seit 2003 vergeben die Wochenzeitung «Die Zeit», die «Zeit»-Stiftung «Ebelin und Gerd Bucerius» und die Marion Dönhoff Stiftung jährlich den mit 20 000 Euro dotierten «Marion Dönhoff Preis für internationale Verständigung und Versöhnung 2010». In diesem Jahr erhielt der ehemalige sowjetische Staats- und Parteichef Michael Gorbatschow diesen Preis. Gorbatschow habe sich wie kaum ein anderer für Freiheit und Frieden auf der Welt eingesetzt, hieß es in der Begründung der Jury. Die Laudatio hielt der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP). Der mit 10 000 Euro dotierte Förderpreis ging an die Farmschule Baumgartsbrunn in Namibia. Damit würdigt die Jury den Einsatz der Helmut-Bleks-Stiftung in Namibia. Dort wird „Jugendlichen und jungen Frauen durch die Vermittlung von Bildung langfristig geholfen. Ein herausragendes Beispiel für Hilfe zur Selbsthilfe“, begründete Theo Sommer die Entscheidung der Jury. Ihr gehören u.a. Helmut Schmidt, Richard von Weizsäcker und Anne Will an.
Die beiden Preise wurden am 28.11.2010 im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg im Rahmen eines Festaktes verliehen.
In Münster ist die Freude riesengroß.
Die beiden Vorstände der Münsteraner Bürger-Sinn-Stiftung, die das Konzept für Baumgartsbrunn weiterentwickelte und vor fünf Jahren von Helmut Bleks mit der Geschäftsführung der Helmut-Bleks-Stiftung betraut wurde, waren von der Auszeichnung vollkommen überrascht. Christian Behrens: „Wir freuen uns sehr, dass Afrika und seine Herausforderungen mit dieser Auszeichnung in den Mittelpunkt gestellt werden.“ Prof. Dr. Wolfgang Fiegenbaum ergänzt: „Diese Auszeichnung wird auch dem von uns gemeinsam mit der Stadt Münster verliehenen „ Nord-Süd-Preis“ und damit einer sinnvollen Entwicklungsarbeit noch einmal weitere Bedeutung verleihen.“
am Tag der Preisverleihung in Hamburg von links: Hans-Dietrich Genscher (Laudator für Gorbatschow), M. Gorbatschow, Prof. Wolfgang Fiegenbaum, Michael Bleks, Gabi Bauer (Laudatorin für Helmut-Bleks-Stiftung/bürger:sinn:stiftung), H.-Christian Behrens
Pressekonferenz v.l.: Gorbatschow, Dr. Theo Sommer, Behrens, Genscher
Erfolgreiche Abschlussveranstaltung „20 Jahre Unabhängigkeit in Namibia“ in der Urania mit 300 Gästen
Im Rahmen des 20. Jubiläums der Unabhängigkeit Namibias am 21. März 2010 veranstaltete die Botschaft am 28. November 2010 gemeinsam mit dem Dipl. Ingenieur und Fotografen Helmut Gries und der URANIA Berlin einen Multimedia-Länderkundenvortrag. Dies war der Abschluss einer Serie von Veranstaltungen im Jahr 2010, die die Botschaft in Zusammenarbeit mit verschiedenen Nicht-Regierungsorganisationen (NRO) organisierte. Die rund 300 Besucher des Vortrages hatten die Gelegenheit, in einer knapp zweistündigen Fototour 8000 km mit dem Fotografen durch Namibia zu reisen und sich von der Schönheit des Landes sowie dem bemerkenswerten Artenreichtum der Flora und Fauna beeindrucken zu lassen. In seinem Grußwort bedankte sich der Botschafter vor allem bei den anwesenden Vertretern/-innen der NROs für die hervorragende Kooperation. Im Anschluss an den Vortrag des Fotografen Helmut Gries verloste die Botschaft insgesamt 10 Preise unter den Gästen. Der siebenmal vergebene 4. Preis beinhaltete die DVD "Namibia - Luxus der Weite", die vom Namibia Tourism Office herausgegeben wird und den Reiseführer "101 - Namibia / Die schönsten Reisen, Lodges und Gästefarmen". Dieser Sonderdruck des Reisejournalisten und Verlegers Michael Iwanowski erschien anlässlich des 20. Unabhängigkeitstages am 21. März 2010.
Michael Iwanowski überreicht anlässlich der namibischen Adaption des Grips-Musicals Linie 1 "Friends for Eva" im November 2009 dem ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler den Sonderdruck 101 Namibia; im Hintergrund: Botschafter Gertze
Den 3. Preis – NTB-DVD, Iwanowski Reiseführer, 12-Pack Camelthorn Bier, der seit dem 08.08.2009 in Produktion gegangenen 2. lizensierten Brauerei Namibias, Camelthorn Breweries Company, und ein paar handgefertigte und bemalte Ohrringe aus Schalen von Straußeneiern – ging an eine junge Dame aus Berlin.
Den 2. Preis – NTB-DVD, Iwanowski Reiseführer, ein namibisches Rezeptbuch, 2 handgefertigte Kissenbezüge und eine aus Straußeneiern hergestellte und bemalte Halskette des Projektes „People in Need“ überreichte ebenfalls der Botschafter.
Den 1. Preis – NTB-DVD, Iwanowski Reiseführer, das weltweit hochgeschätzte und in Deutschland durch die Deutsche Landwirtschafts Gesellschaft (DLG) bereits viermal hochprämierte Windhoek Lager der Namibian Breweries, einen Schal aus Wildseide hergestellt im namibischen Naturschutzprojekt „Kalahari Wild Silk“ sowie den Fotokalender „Into the Light 2011“ des vortragenden Fotografen Helmut Gries - erhielt der glückliche Gewinner.
Kalahari Wild Silk hat momentan leider noch keine eigene Web-Seite. Sie können sich jedoch hier informieren oder die Organisation postalisch, telefonisch oder bei Ihrem nächsten Besuch in Namibia persönlich aufsuchen: Kalahari Wild Silk, P.O. Box 26, Leonardville, Gobabis, Ansprechpartner: Mr. Junias Hamalua, Ms. Veronica Nunuhes; Tel: +264 62- 569111 (Handy) +264 814084109 e-mail: jhamalua(at)yahoo.com
Im Anschluss an die Verlosung bat Botschafter Neville Gertze und Ehefrau Amy die Gäste zu einem Cocktail-Empfang im Restaurant der Urania, wo ebenfalls noch Kunsthandwerk der austellenden namibischen Künstler Elia Shiwoohamba mit seinen Linoldrucken und Ricky !Khaxab von der Peace Jewelry Collection erworben werden konnte.
Ricky !Khaxab und Elia Shiwoohamba vor ihren Kunstwerken; Fotograf: Klaus-Peter Bukowski